Mittwoch, 22. November 2006

"Ooooo Thello!" oder: Was hätte Shakespeare dazu gesagt?

Gestern Abend waren wir in einer Othello-Inszenierung in Düsseldorf. Es war ein kleines Experiment, denn ein Opernbesuch bei "König Lear" mit beabsichtigten disharmonischen Klängen und keinem geraden Ton, die mich damals dazu gebracht hatten, in der Pause zu verschwinden, hatte mich vor einiger Zeit gelehrt, dass Shakespearedarstellungen heute den ursprünglichen Werken nicht gerecht werden - so finde ich. Ich hatte mich dennoch richtig darauf gefreut, denn die Geschichte dieses schwarzen Mannes aus Venedig hat mich regelrecht begeistert und Ausnahmen bestätigen ja bekanntermaßen die Regel. Selbstverständlich war mir klar, dies würde eine moderne Inszenierung, die ich eigentlich allesamt nicht mag, da sie mir meist zu puristisch sind und - so nehme ich an - meinen Geist offenkundig übersteigen, da ich gewisse Elemente darin einfach nicht nachvollziehen kann (wie beispielsweise ein mit Kreide geschriebener Text an die Kulissenwand oder zweifelhaft erfolgreiche Textzeilen aus bekannten Liedern Roberto Blankos). Ich stehe auf klassische Inszenierungen und ich finde, gerade bei Shakespeare sollte man doch eng am Original bleiben.

Fand der Regiesseur des Stückes gestern wohl nicht. Das Bühnenbild war, na, sagen wir mal, sehr reduziert, es gab ganze zwei Kulissen U-(, die allerdings ebenfalls recht minimalistisch, zumindest von der Gestaltung her, gehalten waren: Eine Wand bestand quasi aus Kassetten, die verschiebbar waren. In den sich dann öffnenden Mini-Kästchen (wie beim Adventskalender) standen dann immer wieder die Schauspieler (die eigentlich für die Vorgaben, die sie hatten, recht gut waren). Dies blieb so bis zum Ende des ersten Aktes. Danach gab es eine halbrunde Bühne mit blauem Kassettenwand-Himmel.

Der Text war bis auf einige wenige Elemente extrem in die heutige Sprache adaptiert (es waren solche Textfetzen wie "Ein bißchen Spaß muss sein!" enthalten), die Kostüme und ähnliches deuteten grob auf die fünfziger Jahre hin. Lediglich die Musikstücke, die an die Siebziger erinnerten, waren meist recht gut.
Aber dennoch gab es genug Elemente, die dieses Stück meiner Meinung nach verhunzt haben, mir hat es nicht gefallen:
Unter anderem wurden einige Gespräche oder Figuren vollends ausgelassen (wie das Gespräch zwischen Desdemona und Jago über die Frauen), sogar ganze Figuren und Handlungsstränge waren einfach nicht vorhanden: Bianca, die Hure, gab es schlichtweg nicht. So kam es auch, dass Othello nur den Cassio beobachtete, wie er das Taschentuch verwendete und nicht, wie im Original vorgesehen, Cassio im Gespräch mit Jago und die hinzukommende Bianca mit dem Taschentuch in der Hand.
Die arme Desdemona war statt der geradlinigen Frau (mein Leseeindruck) ein blödes kleines Mädchen (jedenfalls zeitweise) und wurde am Ende nicht einfach erwürgt, nein, sondern minutenlang ersäuft (Der vordere Teil der Bühne bestand tatsächlich aus Wasser, sehr zur Betrübnis der teuer bezahlenden Gäste in der ersten Reihe). Emilia, deren Name niemand wusste, der sich nicht vorher informierte, weil der im Stück gar nicht fiel, war meiner Meinung nach so überspitzt dargestellt, dass es schlichtweg übertrieben wirkte. Ok, Othello war zudem weiß und relativ schmächtig, also eigentlich nicht so, wie man sich einen großen, schwarzen General vorstellt, aber damit kann man sich ja arrangieren, ist ja kein Ding.

Einige gute Elemente, wie das buchstäbliche und beabsichtigte Bröckeln der zweiten Kulisse, eine halbrunde Bühne mit idyllischem, blauen Hintergrund, und ein paar gute Dialoge respektive Darstellungen, konnten meinen Eindruck trotzdem nicht mehr retten. Diese Inszenierung hat sich - meiner Meinung nach - zu sehr auf das Element "Rassismus" in "Othello" gestürzt - dabei ist das nicht der Hauptsapekt, sondern einer von vielen.

Vielleicht war mein Geist ja nicht offen genug oder ich bin einfach nicht bewandert genug, um solche Inszenierungen gut zu finden. Vielleicht solltet Ihr euch selbst mal einen Eindruck machen.

Ich persönlich fühlte mich in meiner Meinung, dass moderne Inszenierungen einfach nicht mein Ding sind, wieder einmal bestätigt.
Ich frage mich jetzt: "Was hätte Shakespeare nur dazu gesagt?"

Freitag, 3. November 2006

Othello "... no way but this, killing myself, to die upon a kiss."

Othello in der Übersetzung von Frank Günther. Darum gab es heute viel Diskussionen.

Vorab muss ich sagen, dass mich dieses Werk überaus beeindruckt hat und ich wirklich begeistert bin. Ich hatte es innerhalb von insgesamt 3 Stunden durchgelesen, weil es mich einfach mitgerissen hat. Ich bin ja zugegebenermaßen ein Fan von Intrigen. Schillers "Kabale und Liebe" hat mich förmlich umgehauen. Obgleich sich Schiller bewusst dem Shakespeare' schen Theater entgegengestellt hat, so hat er doch auch viel über die Liebe geschrieben. Meiner Meinung nach ist die Geschichte von Ferdinand und Luise einfach ein Paradebeispiel für eine Intrige. Aber darum geht es hier ja nicht.

Nein, hier geht es um Othello, den "schwarzen Berberhengst", wie ihn Jago, sein Fähnrich "seiner - pstpst! - Schwärzlichkeit" hinter dessen Rücken nennt.

Zunächst möchte ich hier den Inhalt wiedergeben (kurz geht leider nicht ;-) ). Dies lasse ich dann so stehen, um die nächsten Tage meine Eindrücke hier nieder zu schreiben und mit Lesern, so sie denn da sind, zu diskutieren.

Inhalt
Worum geht es in Othello neben einer Intrige und dem Motiv des Rassismus (das hier meiner Meinung nach gar nicht so stark aufgegriffen wird)? Es geht um Eifersucht, Neid, Hass.

1. Akt
Othello hat eine sehr gute Stellung in Venedig, ist angesehen, wohlhabend, hat Erfolg - und ist schwarz. Er hat heimlich Desdemona zur Frau genommen, die Tochter eines venezianischen Senators, Brabantio.
Jago, wie bereits erwähnt der Fähnrich Othellos und nicht, wie es ihm seiner Meinung nach eigentlich zustünde, der Leutnant, ist eifersüchtig auf Cassio, der eben jenen Posten bekam, obwohl Jago "nach der alten Ordnung, wo der Zweite den Platz des Ersten erbt" eigentlich an der Reihe gewesen wäre.
Jago, der sich nach außen hin redlich gibt und von allen auch so bezeichnet wird, ist der Meinung, dass Cassio nur ein Theoretiker ist und auf dem Schlachtfeld zu wenig seinen Mut bewiesen hat. Daher beschwert er sich bei Roderigo, einem Edelmann, den er nur zu gerne ausnutzt und sich an dessen Börse erfreut. Jago will sich in gewisser Weise rächen und erzählt Brabantio von der heimlichen Ehe seiner Tochter, dem "weißen Lämmchen", mit Othello, dem "alten schwarzen Bock". Doch nicht nur das, er hetzt Brabantio, der eigentlich hohe Stücke von Othello hält, sogar gegen diesen auf, was so weit geht, dass er mit Wachen zu Othello geht. Dieser jedoch weiß sich vor dem Dogen von Venedig, vor welchem dieser Disput nun geklärt werden soll, durch seine hohe Redekunst gut zu erklären und berichtet von der Art und Weise, wie er zu Desdemonas Liebe kam: Er hatte ihr von seinem Leben als Soldat erzählt, immer und immer wieder, denn er war ein gern gesehener Gast, Brabantio lud ihn oft ein. Daraufhin hatte sich Desdemona in ihn verliebt, die man inzwischen geholt und die alles bestätigt hat - insbesondere die Tatsache, dass sie nicht verzaubert wurde, wie es Othello zunächst unterstellt wird: "Meinem Mann beugt sich mein Herz in allem, was er ist." (Übrigens mein Lieblingszitat aus Othello)
Brabantio ist nach wie vor etwas unwillig, kann jedoch aufgrund der Aussage des Dogen "Brabantio, nehmen Sie doch die verfahrne Sache von der besten Seite." nur einlenken und gesteht Othello schließlich widerwillig seine Tochter zu. Doch nicht nur der Disput brachte die Herren zu dem Dogen, sondern auch die Tatsache, dass Othello nach Zypern geschickt werden soll, um dort gegen die Türken zu kämpfen. Desdemona beharrt darauf, ihren Liebsten zu begleiten. Jagos Hass indessen steigt fast ins Unermessliche, denn hier hat abermals Othello gesiegt. Daraufhin fordert er Roderigo auf, "Geld locker zu machen", um nicht nur ebenfalls nach Zypern zu reisen, sondern insbesondere, um Othello in die Knie zu zwingen. Dafür erdenkt er sich einen grauenvollen Plan, in welchem er sich nebenbei noch dafür rächen will, dass Othello möglicherweise (so hat er gehört, aber es ist nicht bewiesen) mit seiner Frau Emilia geschlafen hat. Sein ganzer inbrünstiger Hass wird deutlich und der Plan kulminiert in dem Ausruf: "Ich hab's! Ich hab's gezeugt! Von Höll und Nacht wird diese Missgeburt zur Welt gebracht."

2. Akt
In Zypern nach wilder und gefährlicher Fahrt angekommen, beginnt Jago gleich mit der Ausführung seines Plans. Cassio, einer, der mutig ist und besonders ehrenhaft und außerdem ein treuer Gefolgsmann Othellos ist, traf vor ihm ein. Er hat Sorge, dass Othello und sein Gefolge durch das Unwetter zu Schaden gekommen ist und spricht mit einem Edelmann über Desdemona, "die Vorbild ist für Hymnen und Elogen; für die kein Wort aus Dichterfeder reicht, und die als Ur-Bild wahrer Schöpfungsschönheit Künstler verzagen lässt." (Hier wird besonders deutlich, dass Cassio auch sein Herz an Desdemona verloren hat)
In dem auf Jagos Ankunft folgenden Dialog zwischen diesem und Desdemona wird das zu jener Zeit aktuelle Frauenbild sehr deutlich herausgestellt: Frauen sind nach Jago "Statuen außer Haus Schwatzdrosseln in der Stube, Furien am Herd, Heilige, wenn ihr [die Frauen] Gift spritzt, Teufel, wenn man euch [die Frauen] kränkt, verspielt im Haushalt und haushälterisch im Bett." Emilia, Jagos Frau, und Desdemona wehren sich selbstbewusst gegen Jagos Aussagen.
Othello trifft schließlich auf zypern ein und begrüßt voller Liebe Desdemona. In diesem Dialog wird klar herausgestellt, wie glücklich die beiden miteinander sind.
Kaum dass die beiden den Platz verlassen haben, beginnt Jago, seinen Gedanken Taten folgen zu lassen. Besser gesagt, er sorgt dafür, dass Roderigo seine Ideen ausführt: Er behauptet diesem gegenüber, Desdemona sei in Cassio verliebt und Roderigo solle diesen, der ihn ja nicht kennt, so stark reizen, dass Cassio handgreiflich wird, so dass Jago die Möglichkeit habe, eine Meuterei anzuzetteln, damit Cassio letztlich abgesetzt wird.
Gesagt, getan: Jago sorgt dafür, dass Cassio auf die Hochzeit von Othello und Desdemona trinkt, denn die beiden feeirn abends die Hochzeit nach. Er sorgt sogar dafür, dass Cassio zu viel trinkt und schneller reizbar ist. Roderigo greift Cassio an, welcher sich natürlich wehrt. In einem guten Augenblick sorgt Jago dafür, dass Roderigo verschwindet, denn inzwischen haben Cassio und Montano, der Gouverneur, den Streit untereinander fortgesetzt und Roderigo ganz darüber vergessen. Die Glocke wird zur Warnung geläutet und Othello erscheint. Jago "erklärt" was geschah, tut so, als ob er Cassio schützen wolle, gleichzeitig sagt er aber, wie es für alle sichtbar war, dass Cassio den Gouverneur angegriffen hat. Daraufhin Othello: "Ich weiß, Jago, aus Redlichkeit und Freundschaft milderst du's und färbst es schön für Cassio. Cassio, dich schätz ich, doch nie mehr sei du bei mir Offizier." Jago hat hier erreicht, was er wollte. Er redet noch auf Cassio ein, um seine "Redlichkeit" und "Freundschaft" zu zeigen, bestärkt Cassio, er solle sich um Othello bemühen: "Ich sag Ihnen, was Sie tun sollen. Neuerdings ist die Frau des Generals unser General. [...] Beichten Sie ihr alles freiweg; bestürmen Sie sie, dass sie Ihnen wieder zu Ihrem alten Rang verhilft."

3. Akt
Cassio hört auf Jago, welcher seine Frau Emilia zu Desdemona schickt, um Cassio anzumelden. Dieser erreicht tatsächlich etwas bei Desdemona, welche sich nun für ihn einsetzen möchte. Als Othello erscheint, geht Cassio aus Befangenheit schnell ab. Diese "Flucht" nutzt Jago, um erste Samen des Zweifels zu säen. Er lässt eine kleine Bemerkung fallen "Ha! - das gefällt mir nicht!", welche sich Othello merkt.
Desdemona versucht sofort, ihren Gatten von Cassios Qualitäten zu überzeugen und bestürmt ihn fast schon, mit Cassio schnell eine Aussprache anzusetzen. Kaum dass Desdemona weg ist, nutzt Jago erneut die Gelegenheit und spricht Othello auf Cassio an und macht so viele Andeutungen, dass Othello ihn drängt, seine Gedanken zu offenbaren. Das tut Jago und ab diesem Moment ändert sich Othellos Sichtweise. Er wird misstrauisch. Als er kurz darauf mit Desdemona spricht und über Schmerzen im Kopf klagt, will sie ihn verbinden. Dafür nimmt sie ein Taschentuch, das Liebespfand, das Othello ihr gab. Othello hatte dieses bestickte Tuch von seiner Mutter bekommen, um es seiner späteren Liebsten einmal zu geben.
Unbemerkt verliert Desdemona das Tuch, als Othello bemerkt "Dein Tuch ist viel zu klein. Komm lass es [...]". Diesen Zufall nutzt Emilia, die mehr als einmal von Jago aufgefordert wurde, das Tuch zu stehlen. Weshalb, weiß Emilia nicht, aber sie nimmt es an sich und gibt es Jago. Dieser beschließt, es bald in Cassios Wohnstube zu "verlieren", damit er's finde. Othello erscheint und flucht fast schon über Jago, fordert Beweise für seine Ideen, Desdemona habe ein Verhältnis mit Cassio. Jago behauptet schließlich, er habe bei Cassio übernachtet und ihn im Schlaf sprechen hören, er habe Desdemonas Namen geseufzt und Jagos Hand im Schlaf gedrückt: "Gib acht, halt unsre Liebe ja geheim!" Dann behauptet er, das Tuch in Cassios Händen gesehen zu haben. An dieser Stelle kehrt sich die pure Liebe Othellos endgültig in rasende Eifersucht und er schwört Rache, er macht Jago zu seinem Leutnant und fordert von ihm, dass er Cassio innerhalb der nächsten drei Tage tötet.
Desdemona hingegen beschwört vor Emilia ihre Liebe zu Othello und spricht mit ihr über das verlorene Tuch.
Als Othello hinzukommt, wird zum ersten Mal der Riss in der eigentlich so großen Liebe deutlich, indem er sehr kurz und kühl zu ihr spricht. er fragt sie scheinheilig nach dem Tuch, dass Desdemona natürlich nicht bei sich trägt. Sie weiß nicht, weshalb er so darauf beharrt, kann aber auch nicht sagen, wo es ist. Für Othello hingegen ist dies der Beweis für ihre Untreue. Als Desdemona dann erneut beginnt, von Cassio zu sprechen und Othello fragt, wann er diesen zum Gespräch bittet, scheint Othellos glühende Rache noch einmal einen Schub zu bekommen und er rauscht davon.

Jago und Cassio treten auf den Plan und Cassio spricht Desdemona erneut auf das Gespräch zwischen ihm und Othello an. Sie erzählt, dass Othello zur Zeit nicht gut auf ihn zu sprechen und zudem sehr ungehalten ist. Das bekommt Jago mit und bietet an, zu Othello zu gehen und mit ihm zu sprechen. Dankend nimmt Desdemona an, nicht ahnend, dass Jago Othello erneut in seinen Zweifeln an Desdemonas Liebe bestärkt.

In diesem Akt tritt ein neuer Charakter auf: Bianca, die Kurtisane. Sie spricht mit Cassio, der sie bittet, dass ihm fremde Tuch zu kopieren, da ihm das Muster so gut gefällt. Sie nimmt es an sich.

4.Akt
Othello und Jago sprechen erneut miteinander und Jago zieht nun alle Register. Er deutet an, Cassio habe vor ihm geprahlt, dass er mit Desdemona geschlafen habe. Daraufhin regt sich Othello so sehr auf, dass er in Ohnmacht fällt, einen epileptischen Anfall bekommt. Während er da liegt, kommt Cassio hinzu und will helfen, doch Jago schickt ihn fort und sagt, dass er gleich mit ihm reden müsse. Nachdem Othello erwacht ist, sorgt er dafür, dass Othello ihn beobachten kann, während er außer Hör- aber in Sichtweite mit Cassio spricht. Er bringt Cassio dazu, zu lachen und großmütig zu tun, indem er mit ihm über angebliche Heiratspläne Biancas mit ihm, Cassio, spricht. Ohtello beobachtet die hämischen und triumphierenden Grimassen Cassios und hält sie dank Jago für Siegestriumph-Gestiken über ihn, Othello.
Gerade in dem Moment kommt Bianca hinzu und gibt ihm deutlich für Othello sichtbar, erzürnt das Taschentuch zurück. Sie möchte es nicht kopieren, da sie eifersüchtig auf die "Feierabendschnalle" ist (sie weiß ja nicht, wem's eigentlich gehört.)

Dieser für Jago sehr günstige Zufall bringt das Fass der Eifersucht zum Überlaufen. Jago schürt diese "Sie [Desdemona] hat's [das Tuch] ihm [Cassio] gegeben und er gibt's seiner Hure [Bianca]."
Daraufhin Othello: "Ich hack sie in Stücke! Mir Hörner aufsetzen! [...] Besorg mir Gift, Jago, heute nacht noch."
Jago aber überzeugt ihn, dass erwürgen auf dem Bett (dem "Tatort" des vermeintlichen Liebesspiels zwischen Desdemona und Cassio) besser ist. Dann bietet er an, Cassio zu töten, noch am selben Abend, und geht ab.
Plötzlich bekommt Othello einen Brief vom Dogen: Er soll unverzüglich nach Venedig zurückreisen. Cassio soll das Kommando in Zypern übertragen werden. Die nun ebenfalls anwesende Desdemona freut sich über diese Entwicklung, doch diese Freude missversteht Othello und schlägt Desdemona (in aller Öffentlichkeit, was man damals auf gar keinen Fall tat). An diesem Punkt wird deutlich, dass Othello die Kontrolle über seine Redegewandtheit verloren hat. Der anwesende Lodovico, ein Verwandter Brabantios, äußert seine Verwunderung über Othellos Verhalten. Jago spricht mit ihm darüber und sagt indirekt, aber fast schon seufzend, dass Othello mittlerweile nur noch so sei.
Othello befragt daraufhin Emilia über Desdemona, die jedoch nur Desdemonas Treue zu Othello beschwört.
Als Emilia dann abgeht und Desdemona erscheint, kommt es zu einem Streit. Desdemona ist verzweifelt und versteht Othellos Handeln nicht, Othello hingegen wird immer wütender. Othello geht ab und auf Desdemonas Bitte hin ruft Emilia Jago, der Desdemona "tröstet". Emilia versteht Othello ebenfalls nicht und spricht mit Jago über den "Oberschuft", der den "Schwarzen hereinlegt". (sie weiß ja nicht, dass ihr Mann jener ist).
Jago beruhigt Desdemona und sagt, diese Unart Othellos sei nur auf die Staatsgeschäfte zurückzuführen.

Roderigo spricht nun mit Jago und sagt deutlich, dass er auf diese Ausnutzerei keine Lust mehr hat. Jago überredet ihn zu einem letzten Dienst: Er soll Cassio ermorden, der abends bei Bianca zum Essen eingeladen ist. Roderigo willigt unmutig ein.
In der letzten Szene dieses Aktes führt Desdemona mit Emilia ein langes Gespräch über die Ereignisse und es wird deutlich, dass sie Othello trotzdem liebt und ihm nie untreu werden könnte. Emilia hingegen zeigt, dass auch sie schwach werden könnte, da Männer ja auch oft in fremde Betten gingen " Uns Böses tun, heißt nur, uns Böses lehren".
Darauf Desdemona: "Geb Gott, dass ich durch Schlechtes nichts Schlechtes lern, sondern durch Schlechtes Rechtes."

5. Akt
Zu Beginn gibt Jago Roderigo letzte "Tipps" für die Ermordung Cassios. Als Roderigo zu schlägt, verwundet Cassio Roderigo. Jago bekommt dies in seinem Versteck mit und springt schnell hinter Cassio und verwundet diesen am Bein. Als er schreit, hört Othello dies und freut sich über die Verwirklichung seiner Rachepläne. Nun liegen der verletzte Roderigo und Cassio am Boden. Jago erscheint mit einem Licht, während Lodovico und Gratiano (ebenfalls ein Verwandter Brabantios) schon um die Verwundeten stehen.
Jago tut wieder redlich und hilft "erschrocken" dem verwundeten Cassio. Vor dessen Augen ersticht er Roderigo mit den Worten "Lump! Meuchelmörder!"
Die herbeieilende Bianca wird von Jago der Mittäterschaft beschuldigt und beleuchtet das Gesicht des toten Roderigo. Nun tut er so, als sei er über diese bösartige Tat seines "Freundes" ganz empört und kümmert sich auffallend liebevoll um Cassio. Ein Tragsitz wird gebracht und Casio zur Versorgung weggebracht. Auch Roderigos Körper wird weggebracht.
Er erzählt Emilia von dem Ereignis, die daraufhin Bianca beschimpft.
In der zweiten Szene überrascht Othello die schlafende Desdemona. Diese beteuert weiterhin ihre Treue und Unschuld, doch Othello hört ihr Flehen nicht. Sie versteht nicht, weshalb Cassio "gestanden" haben soll, ihre Geliebte zu sein und weiß nicht, dass Othello dieses "Geständnis" Jago gegenüber nur beobachtet, nicht aber gehört hat. Othello zögert lange, doch erwürgt Desdemona schließlich.
Emilia bekommt Geräusche mit und tritt ein. Othello hat den Bettvorhang zugezogen, doch Desdemona ist noch nicht tot und gibt Geräusche von sich. Sie sagt, auf die Frage Emilias, wer dies tat, nur :"Niemand. - Ich selbst. Lebwohl. Empfiehl mich meinem lieben Herrn. Leb wohl." und stirbt.

Emilia ist bestürzt und nachdem Othello ihr alles erzählt hat, klärt sie ihn über seinen Irrtum auf, erzählt ihm, was sie von Jago mitbekommen hat und dass sie Jago das Tuch gegeben hat. Erst als dieser hinzu kommt, wird ihr endgültig klar, was geschehen ist und klärt Othello vollends auf.
Jago ersticht daraufhin hinterrücks Emilia, die alles gestanden hat. Gratiano und Ludovico haben dies mitbekommen und sind erschüttert.
Jago wird gefangengenommen. Othello zieht sein Schwert und verwundet daraufhin Jago. Dieser will nichts erzählen, doch zwei bei Roderigos Leichnam gefundene Briefe klären alle Anwesenden auf. Jago wird seines Amtes enthoben und soll labgeführt und vor den venezianischen Senat gestellt werden. Doch Othello hält sie auf und erzählt daraufhin in bitterer Erkenntnis ein letztes Mal eine, seine, Geschichte, bevor er sich selbst ersticht: "Sprechen Sie von einem, der nicht sehr klug geliebt hat, doch zu sehr [...] Hab dich geküsst, hab dich getötet - bleibt kein Schluss, als dass ich selbst mit töt und sterb im Kuss."

Gratiano wird daraufhin als Hausverwalter eingesetzt und erbt den Besitz Othellos. Der Gouverneur Montano soll über Jago richten und Lodovico, der dies alles bestimmt hat, fährt zurück nach Venedig, um die schwere Nachricht zu überbringen.

Damit endet diese Geschichte der blinden Eifersucht um Othello und Desdemona.

Die nächsten Tage können wir gerne diskutieren ;-)

Gute Nacht,

Eure Leserin

Mittwoch, 1. November 2006

Ich lese gern

... aber leider nicht so viel, wie ich es gerne möchte. Und vor allem nicht das, was ich gern lesen will - meistens jedenfalls. Dabei finde ich lesen so wichtig. Schon von klein auf habe ich gern gelesen. Gut, meine Schwester hat viel mehr und schneller als ich gelesen, aber darum geht es ja hier nicht. Für meine Verhältnisse war es viel: Morgens am Wochenende bin ich nicht aus meinem Hochbett gekrabbelt, sondern hab eines meiner vielzähligen Ballettbücher genommen und gelesen. Stundenlang. Mit 17 hat man noch Träume. Tanzen sehr gut, Mathe ungenügend. Oder auch Lustige Taschenbücher, die allerdings vorzugsweise bei sehr langen Klositzungen, wie wir das immer nannten. Ebenfalls stundenlang. Alles, was ich fand, habe ich gelesen, fast schon aufgesaugt. Hatte ich nichts zu lesen, habe ich aus lauter Langeweile Gebrauchsanweisungen oder die Texte auf der Rückseite von allerlei Haushaltswaren gelesen. Natürlich habe ich zwischenzeitlich auch Barbie gespielt - das jedoch ist ein anderes Kapitel.

Jedenfalls hat sich später im Laufe meiner Pubertät - wie das bei vielen Leuten so ist - einiges verändert. Leider auch mein Drang zu lesen. Plötzlich gab es so viele andere Dinge, die schrecklich interessant, cool und vor allem anders waren. Selbstverständlich habe ich auch da gelesen, allerdings keine Ballett- oder Pferdebücher mehr, sondern neben der Bravo - damals schon hatte ich eine exquisiten Geschmack ;-) - chinesische Kriminal-Romane. Die habe ich neben den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyles' Sherlock Holmes geradezu verschlungen. Obwohl ich echt alternativ und cool und vor allem total 'böse' war - wie das eben in der Pubertät manchmal so ist. Nebenbei hatte ich verschiedene Berufswünsche: Kinderkrankenschwester, Virologin, Pilotin für Kampfflugzeuge.

Gelesen habe ich auch, als es auf mein Abitur zuging. Neben den obligatorischen Werken wie Faust, die Marquise von O... oder Effi Briest las ich "Die Sehnsucht unserer Seele" von Sabrina Fox, las "Das geheime Wissen der Hexen" von Marian Green, aber auch die Bruder Cadfeal-Krimis von Ellis Peters (zu allen werde ich hier noch etwas schreiben, keine Sorge).

Prinzipiell kann ich sagen, dass sich seither mein Geschmack kaum verändert hat, bis auf die Tatsache allerdings, dass ich heute vorzugsweise Thriller wie die von Kathy Reichs oder natürlich den mittlerweile seeehr bekannten Henning Mankell lese. Auch spirituelle Bücher sind dabei, sicher, ich würde fast sagen, ein kleiner bunter Mix, den man auch "Studentenfutter" nennen könnte. Denn neben all den spirituellen und spannenden Büchern bleiben die Klassiker selbstverständlich nicht auf der Strecke. So habe ich derzeit neben "Die Erwählten" von Chaim Potok auch Othello auf dem Nachttisch liegen. Über diese und andere Bücher werde ich hier schreiben. Man liest ja tagtäglich ziemlich viel. Nur Zeitung, die lese ich fast gar nicht - obwohl es annähernd einem Verrat gleichkommt, wenn man so was, vor allem als gebildeter Mensch, heute öffentlich zugibt. Ich machs trotzdem. Warum ich keine Zeitung lese? Ich würde sagen, es ergibt sich einfach nicht, ich finde daran kein Interesse, es erfreut mich nicht. Vielleicht auch, weil man so viel schon im Internet erfährt, dass man das Gefühl hat, kein Geld mehr für eine Tageszeitung ausgeben zu müssen? Wie dem auch sei, Leseerfahrungen, dokumentarisch geschildert, aber auch Eindrücke, Interpretationen und ähnliches sollen hier einen Platz finden.

Auch wenn diese Website noch nicht ganz so aufgebaut ist, wie ich es mir vorstelle, lade ich euch herzlich dazu ein, euch hinzusetzen, mitzulesen, mitzudiskutieren.

Eure Leserin

Ich lese nicht

hat mal eine im Fernsehen gesagt. Unerhört - fand ich. Deshalb schreibe ich hier über Bücher.

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Ich lese


William Shakespeare, Frank Günther
Othello. (Gesamtausgabe, 19)



Chaim Potok
Die Erwählten


Hakan Nesser, Gabriele Haefs
Der Tote vom Strand.

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Meine Kommentare

Echt? Man darf mehrere...
Echt? Man darf mehrere Usernamen anlegen? Möchte ich...
help - 24. Nov, 10:06
Ich hab das gleiche Problem,...
Ich hab das gleiche Problem, allerdings habe ich gestern...
help - 14. Nov, 11:40
Aurisa hat alles schon...
Aurisa hat alles schon zu meiner vollsten Zufriedenheit...
Ichlesenicht - 2. Nov, 15:27

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